Blutorangen = Zitrusfrüchte = Sommerfeeling pur. Warum diese Formel nicht ganz stimmt und was eine Blutorangen-Tarte mit Bibbern im Büroalltag zu tun hat, erfährt ihr hier.
Bleib wie du bist! Oder so…
Es ist paradox. Zur Verabschiedung von meinem letzten Arbeitsplatz habe ich mich selbstverständlich so gut es ging von jedem und jeder meiner Kolleginnen und Kollegen verabschiedet. Neben dem obligatorischen Recap wohin es denn nun für mich ginge, hörte ich auch bestärkende Worte. Ich sei doch so ein positiver, stets gut gelaunter, fröhlicher, geselliger Mensch und solle mir diese Eigenschaften bewahren. Klingt ja schön und gut, aber für mich hörten sich diese Lobhudeleien auf meinen Charakter mehr als verkehrt an. Dies gab mir schließlich zu denken.
Kalte Zehen: Opfer meiner Harmoniebedürftigkeit
Ich bin extrem harmoniebedürftig. Und war im Büro nie diejenige, die endlos geplappert und fortwährend von jedem noch so unwichtigen privaten Ereignis erzählt hat, nein. Ich machte auch selten Witze oder erzählte “lustige” Geschichten. Warum war ich also so positiv wahrgenommen worden? Ich habe nie meinen Frust ausgelassen, sollte ich einmal einen schlechten Tag gehabt haben – und ja, ich bin öfters als mir lieb ist mit dem falschen Fuß aufgestanden. Aber ich habe meine Emotionen in mir drin gelassen. Stets ein freundliches Gesicht aufgesetzt (oder zumindest ein neutrales). Meine grimmige Mimik habe ich mir für den Office-Badezimmer-Spiegel aufgehoben. Darum habe ich mich auch aus den alltäglichen Diskussionen um die ideale Raumtemperatur stets rausgehalten. Geht’s nur mir so oder gibt es immer nur zwei Extreme: Sauna oder Eiskasten? Aber Hauptsache niemandem auf die Zehen treten. Irgendwie würde ich mich mit dem Ergebnis schon arrangieren können. Im Hochsommer bibberte ich dann halt in einen Schal gewickelt im Bürostuhl und versuchte mit Zehenakrobatik meine Extremitäten nicht den Kältetod sterben zu lassen. Meine „Ist mir egal“-Einstellung war nicht gerade die gesündeste, wie ich jetzt weiß. Ich werde in meiner nächsten Karriere-Haltestelle daran arbeiten, versprochen. Das bin ich mir selbst und meinen eiskalten Zehen schuldig.
Bringt Sommer in den Winter: Blutorangen-Tarte
Für alle, die berechtigterweise jetzt im Winter kalte Zehen haben, habe ich ein Rezept, das mit jedem Buchstaben SOMMER schreit: Blutorangen-Tarte. Interessant, wie wir Zitrusfrüchte mit Sommer assoziieren, obwohl sie eigentlich im Winter Hochsaison haben. Vor allem Blutorangen sind nur in einem (viel zu) kurzen Fenster von Jänner bis Ende März erhältlich. Darum gilt, es die raren Früchtchen auch zu exzessiv zu verwerten! Mein Favorit am Morgen ist dann natürlich frisch gepresster Blutorangen-Saft, dazu ein warmer Porridge mit Blutorangen-Spalten. Zu Mittag kommt gerne ein Salat auf den Tisch, getoppt mit – drei Mal dürft ihr raten – Blutorangen. Und zur Krönung darf am Nachmittag eine nicht fehlen: Blutorangen-Tarte! Mein Rezept für diese Köstlichkeit beinhaltet einen mürb-knusprigen Schokoladen-Mürbteig, exotisch-aromatischen Kardamom-Pudding und saftige Blutorangen-Scheiben. Ein Gaumenschmaus sondergleichen!
Blutorangen-Tarte
Zutaten
Für den Teig:
- 200 g Dinkel- oder Weizenmehl
- 30 g Backkakao
- 2 EL Staubzucker
- 100 g kalte Butter
- 1 Ei
- 1 Prise Salz
Für den Kardamom-Pudding:
- 1 Pkg. Vanillepudding-Pulver
- Zucker
- 500 ml Milch
- 2 Kardamom-Kapseln
Für den Belag:
- 5-6 Blutorangen
- 2 EL Kristallzucker
- 20 g geschmolzene Butter